24. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas (15,1-3.11-24)

Es gibt nur einen Gott, sagt man. Egal, ob jemand Christ, Muslim, Jude, Buddhist ist. Richtig. Aber es gibt unterschiedliche Vor-stellungen von Gott. Und das ist nicht egal. Je nachdem, welches Bild ich mir von Gott mache, welches Bild von Gott uns eine bestimmte Religion vorstellt, fallen dann auch mein Glaube und meine Glaubenspraxis aus. Im heutigen Evangelium beschreibt Jesus uns seine Vorstellung von Gott, mehr noch: Durch sein Verhalten zeigt er, wie Gott zu uns steht, wie Gott uns behandeln will.

Jesus setzt sich zusammen, isst und redet mit Menschen, die einen schlechten Ruf haben, die nicht in die moralische und religiöse Welt der frommen Pharisäer und Gesetzeslehrer passen. Jesus aber handelt nach dem Prinzip: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Gott ist einer, der sich über jeden einzelnen so genannten „verlorenen“ Menschen, der zu ihm zurückkehrt, freut. Und das will Jesus nun auch durch seine Erzählung von diesem Vater mit seinen beiden Söhnen deutlich machen.

Es ist ganz normal, dass für jeden jungen Menschen irgendwann die Zeit kommt, dass er das elterliche Nest verlassen will. Er will ausbrechen, frei sein, tun, was er will, die Welt kennenlernen, das Leben genießen, selbstständig sein, sein Leben selbst gestalten. Der Vater hält ihn nicht zurück, gibt ihm die Möglichkeit, auch finanziell. Der Sohn löst sich von seinem Vater, aber dieses Abenteuer geht für den Sohn nicht gut aus.

Mit diesem Beispiel will Jesus keine pädagogischen Ratschläge erteilen, sondern über unser Verhalten Gott gegenüber reden. Gibt es in unserem Leben nicht Zeiten, wo wir uns von Gott, unserem Vater, entfernen, eigene Wege gehen, unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten wollen, die nicht unbedingt mit den Vorstellungen Gottes übereinstimmen? Man kann natürlich sein Leben auch ohne enge Verbindung mit Gott leben, sogar ohne gleich ein böser Mensch zu sein oder in bewusster Ablehnung zu Gott zu stehen. Aber machen wir da nicht uns selbst etwas vor? Vielleicht brauchen wir dann - wie dieser Sohn - irgendwelche negativen Erfahrungen oder Schicksalsschläge um zu der Einsicht zu kommen, dass ein Leben mit Gott für uns doch besser ist? Müssen wir in unserem Leben nicht öfter umkehren, zurück zum Vater, zu Gott? Es muss uns deswegen nicht immer so dreckig gehen, wie diesem Sohn. Aber ich muss den Mut haben, mich wieder voll Gott zuzuwenden.

Und warum darf ich diesen Mut haben? Hier stellt Jesus uns ein einmaliges Bild von Gott vor Augen. Wie ist Gott denen gegen-über, die zu ihm zurückkehren wollen? Gott liebt die Menschen und er kündigt diese Liebe nicht auf, auch nicht wenn dieser Mensch sich von ihm entfernt und eigene Wege geht. Jesus schildert Gott hier als einen, der sich unendlich freut, wenn der Verlorene wieder zu ihm kommt, ja, das ist für ihn wie ein Fest , das gefeiert gehört. Gott ist wie eine Mutter, die zu ihrem Kind sagt: „Du kannst immer zu mir zurückkommen. Was du im Leben auch angestellt hast, du bleibst mein Sohn, meine Tochter!“ So ist der Gott von Jesus Christus. Ist das nicht einmalig? Macht uns das nicht unendlich dankbar? Drängt uns das nicht, diesen Gott zu lieben und zu ihm Vertrauen zu haben?

Im Lauf der Zeiten haben Christen dieses Gottesbild von Jesus oft vergessen. Sie haben es durch andere ersetzt: Gott als strenger Richter, als Polizist, der immer genau darauf schaut, ob wir nicht gegen seine Vorschriften handeln, seine Gebote nicht übertreten um uns dann mit irgendwelchen Krankheiten oder Katastrophen zu bestrafen. Aber es gibt auch Christen, die sagen: „Wenn man Gott nur so als Liebenden und immer alles Verzeihender darstellt, und sagt: „Er verzeiht mir eh“, dann kann man sich alles erlauben.“ Das ist natürlich ein Trugschluss, denn wenn man diese Einstellung hat, dann meint man es mit seiner Rückkehr zu Gott nicht ernst, dann nimmt man Gott nicht ernst. Ich glaube in großer Dankbarkeit an den Gott, den Jesus hier schildert.

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